Geschichte

aus dem Gemeindebuch: Haarbach und seine Wolfachtaler Orte von Peter Kasbauer

Sachsenham war Hofmark

Karolingische Soldaten gründeten Sachsenheim

Als am Tag zu Ingelheim im Jahre 788 Kaiser Karl der Große den Agilolfinger Herzog Tassilo abgesetzt hatte, war das bisherige Herzogsgut Königsgut geworden. Vom Fiskalgut an der Wolfach oberhalb der Freiherrschaft Rounting (Rainding) und der Siedlung von agilolfingischen Barschalken (freien Leuten) in Parschalling erhielten kaiserliche Soldaten aus Sachsen fiskales Gelände zur Besiedlung, vielleicht auch zur Sicherung des Karolinger Reiches zugewiesen.

Die Sachsen rodeten und gründeten den Ort "Sachsenheim", jetzt Sachsenham. Bald entstanden in gemeinsamer Rodung und Besiedlung die umliegenden Orte Niederham, Dimbergham und Talham. Das geht aus Renate Blickles Atlas, Seiten 12-20, hervor. Gemäß der Seite 21 ist Sachsenham und Umgebung "urkundlich belegtes Fiskalgut" gewesen. Edle von Sachsenham sind im Mittelalter um 1200 bezeugt. ("Urkundenbuch des Landes ob der Enns, "I", Seite 523, Urkunde XXIV). Es sind Elisabet de Sachsenheim und ihre Kinder Heinricus. Albina und Irmengardis genannt. Näher schildert Max Heuwieser in "Traditionen des Bistums Passau" diese Beurkundung. Als Salmänner machten Wergand von Rainding und Gebno von Bergham dem Altar Sankt Stephanus von Passau eine fromme Stiftung der Elisabeth von Sachsenham und ihrer Nachkommen (S. 321, Nr. 934). Die Edlen von Sachsenham saßen sicher auf dem Mayr-Hof. Auf dem Hof daneben war der "Lex", der für den Rechtspruch und die Ordnung in der Hofmark zuständig war. Zur Hofmark Sachsenham gehörten, wie noch heute, vier weitere Bauernhöfe und die Anwesen der Handwerker und Gewerbetreibenden: Seiler (heute Seuer), Schuster, Kellner, Bäcker, Wirt, Wagner, Schneider und drunten "auf der Wies" der Müllner. Wohl war auch ein Schmied unentbehrlich, aber dieser ist aus den Namen der Anwesen nicht mehr erkennbar. Renate Blickle meldet im Atlas, Seite 97: "Die churfürstliche Hofmark Sachsenham bestand bis ins beginnende 19. Jahrhundert." Das nahe Wienertham hieß einst "Winiharts-heim".

Sachsenham wurde Gemeindehauptort

Da Sachsenham bis 1806 churfürstliche Hofmark und dann königliche Hofmark war, erhielt die Gemeinde bei ihrer Bildung im Jahre 1818 den Namen Sachsenham. Die Gemeinde wurde aus den Orten Sachsenham, Anleng, Bergham, Dobi, Grülnöd, Halmöd, Hof, Kleinthann, Kronholz, Hofstetten, Klobach, Kronöd, Langdobi, Machham, Niederham, Rainding, Wienertsham und Wies.

Im Juni 1887 brannten in Sachsenham drei hölzerne Vierseithöfe. Die großen Bauernhöfe "Nömer" und "Moar" wurden ganz eingeäschert. Begünstigt durch den Nordwind konnte beim "Lex" das Wohnhaus gerettet werden. Weil das Hausmädchen vom Lex nicht die Erlaubnis bekommen hatte, den Veteranenball in Haarbach zu besuchen, legte es im Stadel des Bauers Feuer.

Die Standesamtbücher der Gemeinde Sachsenham bieten keine Aussage über die jeweiligen Bürgermeister. Daher konnten nur die Bürgermeister der letzten hundert Jahre ermittelt werden. Diese waren in der Gemeinde Sachsenham:

  • 1890 - 1906 Josef Gersfl, zum Müllner in Niederham,
  • 1906 - 1910 Franz Weinholzner, zum Hower in Bergham,
  • 1910 - 1926 Josef Bichler, zum Bauer am Hof,
  • 1926 - 1939 Ludwig Ortner, zum Rid in Niederham,
  • 1939 - 1945 Johann Nepomuk Lorenz, zum Wimmer in Dobl,
  • 1945 - 1946 Karl Schrattenberger, zum Posthalter in Rainding,
  • 1946 - 1955 Nepomuk Sammereier, zum Diewald in Wies,
  • 1955 - 1956 Georg Kriegl, zum Huber in Sachsenham,
  • 1956 - 1969 Nepomuk Penninger, Rainding -

Es folgt ein Beschluss des Gemeinderates Sachsenham über den im Jahre 1901 geplanten Eisenbahnbau:

"Zu der in nebenbezeichneten Betreff "Eisenbahnbau" durch den unterfertigten Bürgermeister auf heute (17. November 1901) anberaumten Gemeindeversammlung wurden sämtliche stimmberechtigte Gemeindebürger, 73 an der Zahl, eingeladen. Worüber Nachweis vorliegt. Von denselben sind 37 erschienen. Die Gemeindeversammlung ist demnach beschlußfähig. Nach Erstattung eingehenden Vertrages über den Beratungsgegenstand und Bekanntgabe der vorbereitenden Verhandlungen des Gemeindeausschusses und insbesondere des Beschlusses vom Gestrigen wurde in die Beratung eingetreten. Nach eingehender Besprechung der für und gegen den Ausschußbeschluß sprechenden Gründe wurde von der Gemeindeversammlung mit 31 gegen sechs Stimmen bei mündlicher Abstimmung beschlossen. Der mit Beschluß vom 25. August des Jahres zur Protokolierung der Bahn Ortenburg-Griesbach bewilligte Zuschuß von 500 Mark wird auch für allenfallsigen Anschluß nach Aidenbach genehmigt."

Vorgelesen und unterschrieben. Unterschrieben von zwei Gemeindebürgem: gez. Ortner Franz, Johann Döbler, Der Bürgermeister Gerstl." Der Eisenbahnbau kam durch die Gegnerschaft von Geschäftsleuten, die Einbußen befürchteten, den Widerstand der Post- und Botenfuhrwerker und den Streit der politischen Parteien Zentrum und Bayerischer Bauernbund nicht zustande. Der Bauembund war in der schweren Zeit der Landwirtschaft zwischen 1890 und 1900 entstanden. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war der nicht erfolgte Bahnbau ein wirtschaftlicher Nachteil für die Gegend. Durch den Fortschritt der Motorisierung wäre die Eisenbahn durch die Gemeinde Haarbach schon längst stillgelegt.

Bei der freiwillig erfolgten Bildung der Großgemeinde Haarbach zum l. Februar 1970 gliederte sich die Gemeinde Sachsenham in diese ein.

 

 

 

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Gemeindebuch
von Peter Kasbauer

Haarbach

und seine Wolfachtaler Orte

Herausgegeben von der Gemeinde Haarbach
1993